Bislang hatte Christian verschiedene Ultramarathons bis knapp über 100km absolviert, was für die allermeisten Sportler bereits eine unvorstellbare Leistung darstellt. Doch nachdem sein Trainer Thomas Altehülsing aus Rheine erfuhr, dass Christian auf der 100km Strecke der TorTour de Ruhr starten wollte fragte dieser – 100km ? Haste doch schon gemacht, warum nicht mal was neues?

Gesagt, getan – aus 100 Kilometern wurden 100 Meilen (das entspricht 161km) mit Start im Sauerland (Arnsberg) und Ziel im Ruhrgebiet an der Rheinorange in Duisburg, welche eine bekannte Landmarke an der Stelle wo die Ruhr in den Rhein mündet darstellt.

Mit einer 8-köpfigen Crew die sich um Navigation, Verpflegung, Motivation und Logistik kümmerte trat Christian, seine bislang größte läuferische Herausforderung an.

Ganz nach dem Motto „You never walk alone“ ist es bei der TorTour de Ruhr fester Bestandteil des Sicherheitskonzepts, dass jeder Läufer nur zusammen mit einer selbst zu organisierenden Crew und vorheriger gründlicher ärztlicher Untersuchung antreten darf. Die Crew versorgt den Läufer zwischen den weiter auseinanderliegenden Verpflegungspunkten mit ausreichend Flüssigkeit sowie Nahrung, und hält ein aufmerksames Auge auf den Allgemeinzustand ihres Läufers.

Da die Beschilderung des Ruhrtalradwegs, welchem die TorTour folgt leider immer wieder zum beliebten (und illegalen) Souvenir wird und dadurch an mancher Stelle fehlt oder teils uneindeutig ist, ist auch die Navigation eine wichtige Aufgabe der Crew.

Direkt nach dem Start in Arnsberg, nachdem sich das Teilnehmerfeld etwas verteilt hatte ging auch die Crew mit Werner Marx und Sebastian Mallach auf Fahrrädern auf die Strecke.

Der Crewbus mit Fahrer Thomas Roderigo, Claudia Horstmann welche Navigation und Kommunikation zwischen dem Crewbus und dem Team auf der Strecke übernahm sowie Lukas Köther als Ersatz-Radfahrer fuhr immer etliche Kilometer voraus, um an vorher festgelegten Punkten die Verpflegung nachfüllen oder einen der Radfahrer zwecks Erholung auswechseln zu können.

Für einen Schreckmoment bei ca. km 40 sorgte im Laufe der Nacht ein Sturz von Christian beim Durchqueren einer Engstelle an einem Tor, bei dem für einen kurzen Moment die Ausleuchtung durch die begleitenden Radfahrern nicht den gesamten Weg erfassen konnte und ausgerechnet dort ein Stolperstein aus dem Boden ragte.

Nach kurzer Schrecksekunde und Prüfung auf etwaige (zum Glück nicht vorhandene) Verletzungen lief es wieder rund und Christian bahnte sich zusammen mit seiner Crew den Weg durch die Nacht.

Als es bereits wieder hell geworden war begannen bei ca. Kilometer 100 erste Schmerzen in einem von Christians Oberschenkeln. Die begleitende Radcrew konsultierte telefonisch den Haus- und Hof Physiotherapeuten des RWO Endurance Team Thorsten Wagener und holte Rat ein.

Nach kurzer Rückmeldung an den vorausfahrenden Crewbus wurde alles am nächsten Verpflegungspunkt am Baldeneysee in Essen für eine Druckmassage mit Eis vorbereitet. Die inzwischen dazu gestoßenen weiteren Crewmitglieder Heike Dallmann, Dirk Vrenigor und Claudia Meuter taten alles um Christian schnell wieder fit zu machen und zurück auf die Strecke zu bringen.

Mit bereits 120km in den Beinen fing es ab Essen Werden langsam an etwas zäher zu laufen, doch Christians Crew gab alles, ihn mit bestmöglicher Unterstützung und Motivation weiter Richtung Ziel zu bringen. Daran konnte auch ein kräftiger Regenguss nichts ändern, welcher ab hier immer wieder für eine Abkühlung sorgte.

Als Überraschung und zusätzliche Motivation wurden Christian und sein Team an der Mülheimer Stadthalle von einer Reihe weiterer Vereinskollegen um Chris Hauffe, welcher sich der Begleitcrew ab dort anschloss abgepasst und mit großem Applaus begrüßt, wonach es umgehend weiter Richtung Duisburg ging.

Nach inzwischen über 20 Stunden Lauf durch die Nacht in den Tag hinein kam das Ziel beim mental wichtigen Überqueren der Stadtgrenze zwischen Mülheim Styrum und Duisburg Duissern spürbar näher. Wäre da nur nicht die inzwischen enorme Erschöpfung welche immer wieder für kleine Pausen und Geheinlagen sorgt.

Doch angespornt von der enormen Unterstützung seiner Teamkollegen, welche ihn auf der Strecke rund um die Uhr begleiten konnte Christian so kurz vor dem Ziel unmöglich aufgeben. Bekanntlich kann – je nach Lesart Der Glaube oder der Wille Berge versetzen.

So raffte Christian sich immer wieder auf und kämpfte sich von Zwischenziel zu Zwischenziel, bis er auf den Ruhrdeich in Sichtweite der Rheinorange abbog.

Ab hier gab es auf einmal keinen Halt mehr, wie ausgewechselt und vom Adrenalinrausch – das Ziel zum Greifen nah angetrieben lief es plötzlich wieder rund.

Um 17:05:10 Uhr am Sonntag, nach 23:05:10 Stunden lief Christian von inzwischen 4 Begleiträdern gefolgt als 7. bei den Männern (gesamt 10.) auf der 161km Distanz der TorTour de Ruhr ins Ziel.